Mein Lieblingsquilt, Design-Boards als Hilfe und ein Tipp zum Anbringen vom Binding

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Auch wenn ich in den letzten Monaten nicht so fleißig gebloggt habe, so habe ich doch weiterhin genäht. Nicht alles ist spannend und einen Blogpost wert aber dieser Quilt ist es für mich schon, auch wenn es wirklich eine ganze Weile her ist, dass ich ihn fertig gestellt habe. Wobei – im Grunde ist das mein übliches Etappen-Projekt gewesen. Als die Fotos entstanden sind war die Decke schon mehrere Wochen im Einsatz. Ich hätte sie besser nochmal bügeln sollen. Die Knitterfalten auf den Bildern sind nicht dem Stoff oder Futter, sondern dem Alltag in unserer Familie geschuldet.

Meine Quilts nähe ich zu großen Teilen über eine Ewigkeit hinweg. Oft schneide ich zu, nähe einen Probeblock, und dann ist erstmal Pause. Dann nähe ich das Quilttop mehr oder weniger am Stück in mehreren Abend-Sessions und dann liegt die Decke. Und liegt. Denn das Erstellen des Sandwiches schiebe ich immer vor mir her. Eine blöde Arbeit, die unseren Esstisch für eine Weile blockiert. Wenn das mal geschafft ist kommt das Quilten meist direkt hinterher. Denn auch dafür brauche ich den großen Esstisch. Und dann noch das Binding. Mache ich eigentlich ganz gerne, aber bevorzugt als Zeitvertreib auf langen Autofahrten.

Da aber die Decken in aller Regel keinen großen Termindruck haben, lasse ich mir dieses zugegeben etwas eigenwillige Verhalten durchgehen.

Bei dieser Decke war es im Grunde nicht anders. Und so ist sie über einen Zeitraum von 12 Monaten fertig geworden. Sie ist für mich deshalb etwas ganz Besonderes, weil ich von Anfang bis zum Ende noch nie so viel Freude mit einem Projekt hatte. Das gilt im Übrigen auch für die fertige Decke. Sie wird benutzt und geliebt, vorrangig von meiner älteren Tochter.

Was ich so an dieser Decke mag? Zum einen die Stoffe. Alle verwendeten Stoffe (außer ein paar Fitzelchen Braun und Beige für die Äpfel und Hunde) stammen aus verschiedensten Kollektion von Bonnie & Camille. Die Stoffe des sympathischen Mutter-Tochter-Duos haben sich als meine Dauer-Lieblinge herausgestellt. Die Serien sind immer unter einander kombinierbar, farbenfroh und irgendwie zeitlos. Schon beim Zusammenstellen der Stoffe ging mir das Herz auf.

Zum Anderen ist es mein erster Quilt mit dunkler Hintergrundfarbe und ich frage mich, warum ich das nicht schon viel früher probiert habe. Die Farben strahlen so und die Oberfläche ist viel alltagstauglicher als mit dem üblichen Weiß.

Ich habe Robert Kaufmann Essex Yard Dyed Linen in „Steel“ verwendet. Es ist eine Baumwoll-Leinen-Mischung. Die Optik ist eher an Leinen angelehnt, durch den Baumwollanteil ist der Stoff aber nicht so elastisch wie Leinen, was beim Patchwork sehr von Vorteil ist.

Viele Quiltmuster sprechen mich an. Beim Nähen stellen sie sich dann aber manchmal als mühsam oder unglaublich langweilig heraus. Der selbe Block immer und immer wieder. Nicht so dieses Muster. Jeder der 30 Blöcke ist anders. Damit hatte ich wirklich Spaß! Das Muster hat Moda gemeinsam mit seinen Designern vor ein paar Jahren veröffentlicht. Die Anleitung für die Buchstaben wurde in einem Blog-Hop unter dem Titel „Spell it with Moda“ in einer weiteren Aktion unter „Spell it with Fabric“ über Wochen auf verschiedensten Webseiten veröffentlicht. Wer sich nicht die Mühe des Zusammensuchens machen will, findet auf diesem Pinterest-Board alle Links. Die Schnittmuster sind kostenlos.

Natürlich kann man mit Hilfe der Buchstaben auch etwas ganz Eigenes schreiben. Als Bonus gibt es hier auch die Anleitung für Zahlen.

Da für die Decke 30 Blöcke gebraucht werden, das Alphabet aber bekanntlich nur 26 beisteuern kann, sind 4 Blöcke frei, die individuell gestaltet werden können. Mit dem Boot habe ich einen Vorschlag aus dem Blog-Hop aufgegriffen. Das Herz ist frei entstanden.

Mit der Anordnung und den 4 Extra-Blocks habe ich etwas rumprobiert. Den ersten Versuch mit der Erdbeere habe ich wieder verworfen. Am Ende habe ich mich aber doch geärgert, dass ich die 4 Blöcke nur in die Mitte gesetzt und nicht besser über die Decke verteilt habe. Aber irgendwas ist ja immer.

Die Hunde wollte ich schon länger einmal nähen. Sie stammen aus dem Schnitt „Dog Gone Cute“ von Sew Fresh Quilts. Ich konnte so gerade eben zwei in das Maß des Blocks reinquetschen.

Die Äpfel sind ein Block aus Lori Holts Buch „Farm Girl Vintage“ und heißt „Apple Picking“.

Eben diese Lori Holt, die mit ihrem Blog „Bee in my Bonnet“ zu den Urgesteinen der amerikanischen Quiltszene gehört, hat mir etwas Entscheidendes beigebracht:

Auch sie versucht ihre Nähzeit effizient zu nutzen und arbeitet deshalb oft an mehren Quiltblocks parallel. Das bedeutet mehr als einen Block gleichzeitig zuschneiden, nähen, bügeln, wieder nähen. Bei diesen Muster muss wie so oft immer wieder zwischendurch zum Bügelbrett gewandert werden. Man kann ihn nicht am Stück zusammen nähen, weil Nähte aufeinandertreffen, bei denen die Nahtzugaben auf die richtige Seite gebügelt werden müssen bevor es weiter gehen kann.

Und zwischen diesen einzelnen Stufen, und manchmal auch nur weil ein Anruf das Nähen unterbricht, weiß man nicht mehr was wo angenäht gehört und das Puzzeln beginnt. Oder schlimmer noch: Ein Teil wird falsch zusammengesetzt, der Fehler bleibt unentdeckt und fällt erst viel später auf und das Korrigieren ist ein riesen Aufwand. Also hat sie sich Platten gebastelt, auf denen sie die Blöcke auslegt. Erst die Schnittteile einzeln, später dann als Transportmittel zwischen Nähmaschine und Bügelbrett.

Nach jedem Schritt wird das Teil wieder korrekt aufgelegt und Fehler fallen sofort auf bzw. können so oft ganz vermieden werden. Diese Platten, Design Boards genannt, kann man gut stapeln und so ohne Durcheinander mehrere Blöcke auf einmal bearbeiten.

Ich bin ihrem Anleitungsvideo für ihre Design Boards gefolgt und habe mir eigene gebastelt. Dafür benötigt man Form Board. Ich habe mir mehrere Platten in der größten verfügbaren Größe beim Idee Creativmarkt gekauft und sie mit einem Teppichmesser in kleinere Stücke geschnitten. Alternativ gibt es sie auch bei Amazon (Affiliate Link) Diese Menge reicht aber für mehr als eine Person. Es gibt sie in verschiedenen Stärken. 5-6 mm ist eine gute Wahl. Wenn sie zu dünn sind knicken sie beim Tragen leicht.

Beklebt habe ich sie mit der Vlieseline 272 Thermolam. Sie ist kostengünstig und die aufgelegten Stoffe haften am Material und verrutschen nicht. Das Vlies wird mit ein paar Punkten Heisskleber auf dem Form Board fixiert. Anschließend werden die Boards mit einem Binding eingefasst, das ebenfalls mit Heißkleber angebracht wird.

Das Binding sieht nicht nur nett aus, sondern hilft auch dabei, dass sich das aufgeklebte Vlies an den Ecken nicht ablöst und man sich beim Tragen nicht an den Schnittkanten verletzt.

Nachdem ich mir bei herkömmlichen Heißklebepistolen immer furchtbar die Finger verbrenne und rum kleckere, habe ich mir vor 2 Jahren diesen Glue Pen gekauft. Er hat sich als eine sehr gute Investition herausgestellt. Die Patronen sind dünner und das Ergebnis dank der kleinen Öffnung präziser. (Affiliate Link).

Diese „Design Boards“ habe ich seit erstellen dieser Decke bei jedem Patchwork-Projekt im Einsatz und will sie nicht mehr missen. Manchmal nutze ich sie auch, um meine Ufos im Nähzimmer zu sortieren, damit Teile und Schnittmuster nicht abhanden kommen, während ich an etwas anderem arbeite. Gestapelt nehmen sie nicht viel Platz weg.

Was das Füllmaterial betrifft, verwende ich schon seit geraumer Zeit nur noch Vlies mit sehr hohem Baumwollabteil. Sie sind nicht so flauschig sondern eher fest und flach, ohne jedoch dabei steif zu sein. So lassen sich die Decken viel besser quilten. An heißen Sommertagen schlafen wir darunter (ein Tipp von Iva von SchigSchnag Quilts and more – vielen Dank dafür!) Es schläft sich wirklich sehr gut unter diesem Material. Ich kann es sehr empfehlen.

Ein weiterer Vorteil der hochwertigen Baumwoll-Vliese ist, dass man in einem Abstand von bis zu 10 inch/25cm quilten kann, ohne dass sich das Innenleben verschiebt. Da ich kein sonderlich ambitionierter Quilter bin und auch in diesem Fall nur minimal gequiltet habe damit die Decke nicht zu fest wird, ist das für mich ein weiterer Grund dieses Vlies zu wählen. Ich habe die Buchstaben innerhalb einer Naht auf der Vorderseite ganz simpel gequiltet.

Auch die Rückseite ist ein Stoff von Bonnie und Camille aus der Serie Vintage Picnic. Diesen Stoff gibt es auch als überbreite Version. Diese Alternative gibt es erfreulicherweise zu immer mehr Stoffserien. Normale amerikanische Stoffserien sind 110 cm breit, viele deutsche Serien bis zu 150 cm. Das sind sie für die meisten Quilts zu schmal (beim Quilten benötigt man zusätzlich zur regulären Breite der Decke zu allen Seiten einen Sicherheitsüberstand von 5-10cm). Deshalb muss die Rückseite meist aus 2 Stoffen in der Breite zusammengefügt werden. Das ist zum einen aufwändig (hier ist allerdings der perfekte Trick von Erin Jensen/Mommy2Lu, wie man es bei einem Musterstoff am besten löst) und zum anderen teuer, weil man die doppelte Länge kaufen muss.

Überbreite Stoffe sind nur ein paar Euro teurer als die Basisstoffe, verfügen aber über eine Breite von 2,71 Meter! Damit ist die Rückseite ruck-zuck fertig, sie ist günstiger als die herkömmliche Variante und sieht professionell aus. Meine Freundin Grete vom Stoffsalat hat einige in ihr Programm aufgenommen. Im Internet habe ich auch schon schöne Varianten selbst genähter Bettwäsche in allen erdenklichen Breiten aus Tula Pinks Free Fall-Stoffen gesehen.

Was das Binding betrifft habe bei dieser Decke einen Tipp ausprobiert. Bisher habe ich die Ränder mit meiner Overlock eingefasst und dann das Bindung meist vorne mit der Maschine, hinten mit der Hand angenäht.

Diesmal habe ich das Binding auf der Rückseite mit einem Pritt-Stift angeklebt. Alles bleibt liegen und verrutscht nicht. Diesen Tipp kann ich definitiv weiterempfehlen.

Was macht einen Quilt für Euch zu etwas Besonderem? Ich habe schon so manche genäht und die meisten habe ich ohne Trennungsschmerz verschenken können. Dieser hier ist nach wie vor mein Liebling und wird bleiben. Mal sehen wann er abgelöst wird. Ich nähe schon parallel an drei weiteren Decken.

Viele Grüße
Barbara

 

 

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Anzeigen von 7 Kommentaren
  • Ines

    Liebe Barbara,
    DAS ist die zündende Idee, auf die ich gewartet habe und so mundfertig serviert. Herzlichen Dank.
    Meine Nichte kommt im Sommer in die Schule und was wäre dafür ein besseres Geschenk, zumal sie noch 2 kleine Schwestern hat.
    Jippieeeeeeeeeeeeeeeeeeee nun muss ich „nur“ noch umsetzen.
    Ich werde berichten.
    Vielen Dank nochmal für deinen soooooooooooo ausführlichen Beitrag, ich könnte dich knutschen.
    Allerliebste Grüße
    Ines

  • Lauren Matheson

    Ich liebe dem leinen Hintergrund auch! Warum das Binding nicht gleich mit dem overlock annähen?

    • Barbara

      Liebe Lauren,

      das geht mit der Overlock nicht. Sie ist dafür konzipiert alles rechts der Nadel abzuschneiden und zu versäubern. Zudem kann kennt sie keinen Anfang und kein Ende, man kann also nicht mittendrin anfangen oder enden.

  • Nähkäschtle

    Er sieht super schön aus, auch ich mag das Grau als Hintergrund sehr gern, die Farben leuchten wirklich sehr schön hier! Danke für die vielen interessanten Infos über den Quilt hinaus! Viele Grüße Ingrid

  • eSTe

    Das ist ein wunderschöner Quilt, wirklich nicht nur für Kinder. Und beim Nähen ist auch genug Abwechslung dabei. Grau ist eine meiner Standardhintergründe, das Essex Linen von Kaufmann gefällt mir in der Struktur sehr gut, das werd ich mal im Auge behalten. Jetzt werd ich mich auf die Suche nach dem ABC machen, denn leider bin ich nicht bei Pinterest. Die Design Boards sind wirklich eine große Hilfe, eins hab ich schon – da müssen unbedingt noch mehr her. Danke für deine vielen Tipps.
    LG eSTe

  • bauchundnase

    Sooo viele wertvolle Tipps und Informationen in einem Quilt. Vielen Dank dafür!
    Die Decke ist im Übrigen wunderschön!
    Herzliche Grüße

  • Iris Gerding

    Liebe Barbara,
    schön, wieder von Dir zu hören. Die Decke ist wunderschön und Dein Beitrag lädt wirklich dazu ein, das Patchen und Quilten zu probieren. Vielen lieben Dank für die ausführlichen Tipps auch zu der Wattierung. Gute Idee, so zu wattieren, dass die Decke als Schlafdecke genutzt werden kann. Auch die Formboards werde ich mir merken. Vielleicht schaffe ich es dann ja endlich mal einen Anfang zu machen. Gerade die Hundemotive wären dafür geeignet, da in der kommenden Woche wieder ein Welpe bei uns einzieht.
    Liebe Grüße aus dem Münsterland
    Iris

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